Bronzeskulptur Im Einklang

Die Bronzeskulptur Im Einklang liegt seit ein paar Wochen in ihrem neuen Zuhause in Schorndorf. Es macht mich sehr glücklich, sie dort zu sehen. Sie liegt in einem privaten Garten, hier noch auf einem provisorischen Sockel.

Bronze sculpture "In Harmony", dark green/black patina, placed on a plinth in a lush green garden
Im Einklang, Bronze, ca. 112 x 54 x 56cm

Eine große Bronzeskulptur zu erstellen, empfinde ich jedes Mal als Abenteuer. Am Modell kann ich in Ruhe und in meinem Tempo arbeiten. Immer wieder nehme ich Abstand und mache manchmal wochenlang Pause, um mit frischem Blick an die Arbeit zu gehen. Gegen Ende mutiere ich zum Perfektionisten und verbringe Tage damit, die Oberfläche zu glätten.

Wenn das Modell fertig ist, gebe ich es an die Gießerei. Jetzt machen andere die Arbeit und ich komme von Zeit zu Zeit, um sie anzuschauen. Das klingt gut. Trotzdem fällt es mir nicht leicht, die Arbeit an „meiner“ Skulptur in andere Hände zu geben.

In der Gießerei wird die Bronzeskulptur Im Einklang in mehreren Teilen gegossen und dann zusammengeschweißt. Anschließend wird die Oberfläche geschliffen. Ganz zum Schluss wird die Bronze patiniert. Dies ist für mich der spannendste Teil.

Frisch geschliffen hat Bronze einen rot-goldenen Farbton. Durch Umwelteinflüsse entwickelt sie im Laufe der Zeit eine dunkelbraune, manchmal grüne Patina. Beim Patinieren wird die Oberfläche der Bronze mit verschiedenen Chemikalien behandelt, um einen bestimmten Farbton zu erzielen. Indem die Oberfläche anschließend mit Wachs oder Lack versiegelt wird, soll eine unkontrollierte Farbveränderung vermieden werden.

Patinieren ist eine Kunst. Mit Chemikalien und Hitze werden in zahlreichen Arbeitsschritten immer wieder neue Reaktionen der Bronze hervorgerufen. In diesem Fall entstand eine dunkelgrüne Patina, die an manchen Stellen fast geheimnisvoll den Blick auf den ursprünglichen goldbraunen Farbton freigibt. So unterstreicht sie die Ausstrahlung der Bronzeskulptur Im Einklang optimal.

Bronzeskulptur Zwei Spitzen

Zwei Spitzen, Bronze, Auflage 2/9, ca. 36/30/27 cm

Erst vor kurzem habe ich den zweiten Guss der Bronzeskulptur Zwei Spitzen aus der Gießerei abgeholt. Nun hat sie schon wieder ein neues Zuhause gefunden. Auch wenn ich glücklich bin, dass sie jetzt andere Menschen erfreut, fehlt sie mir doch im Atelier. Diese scheinbar einfache Form hat eine ganz besondere Ausstrahlung.

Von den ersten Entwürfen bis zur fertigen Skulptur ist es ein weiter Weg. Die folgenden Fotos von der Entstehung der Bronzeskulptur Zwei Spitzen zeigen nur einen kleinen Ausschnitt dieses Weges.

Erster Entwurf der Skulptur Zwei Spitzen

Entwurf in Gips.

Über einen Kern aus Styropor habe ich eine Schicht Gips gezogen. Die Form der Skulptur ist schon gefunden, die Oberfläche ist jedoch noch sehr grob bearbeitet.

Gipsmodell

Immer wieder trage ich Gips auf und schleife ihn ab, bis die Form wirklich stimmt. Wenn das Gipsmodell fertig ist, stelle ich damit die Negativform her.

Gipsmodell der Skulptur Zwei Spitzen
Negativform der Skulptur Zwei Spitzen

Die Negativform

Die Negativform besteht aus einer inneren, weichen Silikonform und einer äußeren Stützform aus Gips. Sie wird um das Modell herum angefertigt. Ihre wichtigste Eigenschaft ist daher, dass sie vom Modell abgenommen werden kann, ohne es zu zerstören. In diesem Fall reichen dafür zwei Teile. Negativform und Modell bringe ich zur Gießerei, um einen Bronzeguss der Skulptur Zwei Spitzen anfertigen zu lassen.

Rohguss der Skulptur Zwei Spitzen

Rohguss der Skulptur

Die Herstellung eines Bronzegusses ist sehr komplex. Zunächst wird mit der Negativform ein Wachsmodell erstellt. Daran werden ebenfalls aus Wachs die Angusskanäle angebracht. Dann wird das Wachsmodell wiederholt in Schlichte (eine Art dünner Tonsuppe) getaucht und mehrere Tage getrocknet. Wenn der Ton dann gebrannt wird, fließt das Wachs heraus und hinterläßt einen Hohlraum, in den die Bronze gegossen werden kann.

Oberflächenbehandlung des Bronzegusses

Nach dem Guss muss der Ton innen und außen wieder abgeklopft werden. In eine geschlossene Form wie diese müssen also Löcher geschnitten werden, um auch den Ton auf der Innenseite entfernen zu können. Anschließend werden die Löcher wieder zugeschweißt. Die Oberflächenbehandlung der Bronzeskulptur Zwei Spitzen mit Feile und Schleifpapier habe ich übernommen. Ich arbeite gerne von Hand, weil ich dabei ein genaueres Gefühl für die Glätte und Spannung der Oberfläche habe.

Der Rohguss wird gefeilt und geschliffen.
Bronzeskulptur Zwei Spitzen

Patinieren der Bronzeskulptur Zwei Spitzen

Für die abschließende Oberflächenbehandlung bringe ich die Skulptur wieder in die Gießerei. Das Patinieren ist eine eigene Kunst. Mit Hilfe verschiedener Chemikalien reagiert die Bronze und verändert ihre Farbe. In diesem Fall hat die Kunstgießerei Kollinger einen wunderschönes Rot-Braun hervorgeholt.

Am Ende eines langen Lebens

Am Ende eines langen Lebens wurde auf der Online-Ausstellung On Being von Sculptors Alliance in New York ausgestellt. Anlässlich dieser Ausstellung erzähle ich, wie das Kunstwerk entstand: Wo ich das Holz gefunden habe, wie ich die Skulptur gestaltete, welche Werkzeuge ich verwendet habe und welche vermeintliche Enttäuschung am Ende den besonderen Charakter des Kunstwerks ausmacht.

Das Holz schenkten mir Freunde. Ihr Kirschbaum hatte einen Ast verloren, den sie schon zu Brennholz gesägt hatten, als ich ihn entdeckte. Am Beginn entwerfe ich eine neue Skulptur mit einem kleinen Stück Knete. Anschließend säge ich das Holz mit der Kettensäge in Form, wobei mir das Knetemodell als Vorlage dient. Dann kommt der Punkt, an dem das Stück lebendig wird. Ich lege das Modell beiseite und lasse mich von den Linien und Kurven des Holzes leiten. Dieser Teil der Arbeit macht mir am meisten Spaß, denn es ist nicht mehr mein Verstand sondern meine Seele, die die Führung übernimmt. Gleichzeitig ist aber auch der anstrengendste Teil meiner Reise mit einem neuen Stück.

Ich wechsle von Kettensäge zu Feile un dann zu Schleifpapier. Ich liebe es, meine Hände über die glatten Oberflächen gleiten zu lassen und den Linien des Stücks zu folgen. Dieses Vergnügen verführt mich immer wieder dazu, nach Perfektion zu streben. In diesem Fall wurde die Perfektion beim Trocknen des Holzes zerstört, denn kleine Risse öffneten sich und verzerrten die glatten Oberflächen. Zuerst war ich enttäuscht, aber schon bald wurde dies das Merkmal, das ich an diesem Stück am meisten schätze, denn es erinnert mich an einen alten Menschen.

Das Leben fügt uns körperliche und seelische Wunden zu. An anderen Stellen schleift es uns glatt, macht uns sanft. Alles an einem Menschen gibt ein Zeugnis seines Lebens. Die Art und Weise, wie wir laufen, wie wir unseren Kopf halten, wie der Rücken sich wölbt, die Falten im Gesicht: All das erzählt von den Schwierigkeiten, die wir erlebten, wie wir mit ihnen umgegangen sind und wie wir heute leben.

So kam dieses Stück zu seinem Namen: Am Ende eines langen Lebens zeigt es sowohl Wunden als auch Sanftheit, wie wir Menschen.