Die Holzskulptur Am Ende eines langen Lebens wurde 2020 auf der Online-Ausstellung On being der Sculpturs Alliance New York gezeigt. Zur Entstehung der Arbeit schreibt die Künstlerin:
„Der Kirschbaum im Garten eines Freundes hatte im Winter einen großen Ast verloren. Als ich das Holz entdeckte, war es bereits zu kurzen Brennholzstücken gesägt worden. Ich bekam eines der Stücke geschenkt und nahm es in einer Schubkarre mit nach Hause. Nahe der Holzmitte musste ich einen Schnitt machen, um größere Risse zu vermeiden. Dies war meine einzige Einschränkung, als ich mit einem kleinen Stück Modelliermasse die Form entwarf. Dann schnitt ich das Holz mit einer Kettensäge in Form. Je runder und kleiner es wurde, desto schwierig wurde es, daran zu arbeiten, weil es fast unmöglich war, das Holz zu befestigen.
Am Anfang vergleiche ich das Werkstück immer wieder mit meinem Modell. Dann kommt der Punkt, an dem das Stück lebendig wird. Ich lege das Modell beiseite und versuche mich von den Linien, Kurven und Knoten des Stücks vor mir leiten zu lassen. Dieser Teil der Arbeit macht mir am meisten Spaß. Es ist nicht mehr mein Verstand, der nach einem zufriedenstellenden Design sucht, sondern meine Seele, die die Führung übernimmt. Gleichzeitig ist es der herausforderndste und anstrengendste Teil meiner Reise mit einem neuen Stück.
Bis hierhin war das Sägen nur Arbeit: laut und staubig und anstrengend. Ab jetzt kann ich die Säge nicht mehr zur Seite legen und meine Familie mich wann immer möglich bei der Arbeit an meiner neuen Holzskulptur.
Ich wechsle von Kettensäge zu Feile und dann zu Schleifpapier. Ich liebe es, meine Hände über die glatten Oberflächen gleiten zu lassen und den Linien des Stücks zu folgen. Dieses taktile Vergnügen verführt mich immer dazu, nach Perfektion zu streben. In diesem Fall wurde die Perfektion beim Trocknen des Holzes zerstört. Kleine Risse öffneten sich und die glatten Oberflächen wurden teilweise verzerrt. Zuerst war es eine Enttäuschung, aber bald wurde es das Merkmal, das ich an diesem Stück am meisten mochte.
Es erinnerte mich an einen alten Menschen: Während das Leben uns körperliche und geistige Wunden zufügt, schleift es andere Teile von uns glatt und macht sie feiner. Alles an uns gibt Zeugnis unseres Lebens. Die Art und Weise, wie ich laufe, wie ich meinen Kopf halte, wie mein Rücken sich wölbt, die Falten in meinem Gesicht: Alles erzählt von den Schwierigkeiten, die ich durchgemacht habe, wie ich damit umgegangen bin und wie ich heute lebe.
So kam der Name für diese Holzskulptur von ganz allein: Am Ende eines langen Lebens zeigt es sowohl Narben als auch Glätte, wie wir Menschen.“
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