Der verborgene Moment

Für die Ausstellung „Der verborgene Moment – Kunstschaffende im Porträt“ hat der Fotograf und Gestalter Benedikt Walther Kunstschaffende bei der Arbeit begleitet.

Der verborgene Moment - Kunstschaffende im Porträt
Der verborgene Moment – Kunstschaffende im Porträt

Acht Künstler*innen von der Ostalb wurden von ihm während des Schaffensprozesses porträtiert: Wiebke Bader, Alfred Bast, Andreas Böhm, Paul Groll, Heidi Hahn, Klaus Joas, Jessica Rühmann, und Ines Tartler.

Benedikt Walther zeigt dabei nicht nur die Kunstschaffenden, sondern auch die Entstehung der Kunstwerke. Kunst entsteht oft im Verborgenen, in den Räumender Künstlerinnen und Künstler, in kreativer Isolation. Diesen Prozess kann der Betrachter der Kunstwerke in der Regel nicht miterleben. Immer wird er mit dem schon vollendeten Kunstwerk konfrontiert. „Der verborgene Moment“ holt den Schaffensprozess ans Licht. Die Fotografien rücken Details und Atmosphäre in den Vordergrund – dokumentarisch, subtil und ästhetisch.

Zusammen mit den Fotografien von Bendikt Walther zeigen die porträtierten Künstler*innen jeweils eines ihrer Kunstwerke. Spannend ist der Abgleich zwischen Prozess und Vollendung, denn jedes Kunstwerk erzählt eine Geschichte, nicht nur über den Künstler sondern auch über den Betrachter.

Die Vernissage ist am Freitag, den 14. März 2025 um 18.30 Uhr
Galerie im Rathaus Aalen, Marktplatz 30, 73430 Aalen.
Begrüßung: Wolfgang Steidle, Erster Bürgermeister
Einführung: Benedikt Walther im Gespräch mit Natscha Euteneier M.A., Kunsthistorikerin
Musik: Axel Nagel

Öffnungszeiten:
Montag bis Mittwoch 8:30 – 17:00 Uhr
Donnerstag 8:30 – 18:00 Uhr
Freitag 8:30 – 12:00 und 14:00 bis 17:00 Uhr
Samstag 10:00 – 13:00 Uhr
Sonn- und Feiertage 14:00 – 17:00 Uhr

Der Eintritt ist frei.

Finissage am Samstag, 26. April 2025 um 18:00 Uhr.

Am Ende eines langen Lebens

Am Ende eines langen Lebens wurde auf der Online-Ausstellung On Being von Sculptors Alliance in New York ausgestellt. Anlässlich dieser Ausstellung erzähle ich, wie das Kunstwerk entstand: Wo ich das Holz gefunden habe, wie ich die Skulptur gestaltete, welche Werkzeuge ich verwendet habe und welche vermeintliche Enttäuschung am Ende den besonderen Charakter des Kunstwerks ausmacht.

Das Holz schenkten mir Freunde. Ihr Kirschbaum hatte einen Ast verloren, den sie schon zu Brennholz gesägt hatten, als ich ihn entdeckte. Am Beginn entwerfe ich eine neue Skulptur mit einem kleinen Stück Knete. Anschließend säge ich das Holz mit der Kettensäge in Form, wobei mir das Knetemodell als Vorlage dient. Dann kommt der Punkt, an dem das Stück lebendig wird. Ich lege das Modell beiseite und lasse mich von den Linien und Kurven des Holzes leiten. Dieser Teil der Arbeit macht mir am meisten Spaß, denn es ist nicht mehr mein Verstand sondern meine Seele, die die Führung übernimmt. Gleichzeitig ist aber auch der anstrengendste Teil meiner Reise mit einem neuen Stück.

Ich wechsle von Kettensäge zu Feile un dann zu Schleifpapier. Ich liebe es, meine Hände über die glatten Oberflächen gleiten zu lassen und den Linien des Stücks zu folgen. Dieses Vergnügen verführt mich immer wieder dazu, nach Perfektion zu streben. In diesem Fall wurde die Perfektion beim Trocknen des Holzes zerstört, denn kleine Risse öffneten sich und verzerrten die glatten Oberflächen. Zuerst war ich enttäuscht, aber schon bald wurde dies das Merkmal, das ich an diesem Stück am meisten schätze, denn es erinnert mich an einen alten Menschen.

Das Leben fügt uns körperliche und seelische Wunden zu. An anderen Stellen schleift es uns glatt, macht uns sanft. Alles an einem Menschen gibt ein Zeugnis seines Lebens. Die Art und Weise, wie wir laufen, wie wir unseren Kopf halten, wie der Rücken sich wölbt, die Falten im Gesicht: All das erzählt von den Schwierigkeiten, die wir erlebten, wie wir mit ihnen umgegangen sind und wie wir heute leben.

So kam dieses Stück zu seinem Namen: Am Ende eines langen Lebens zeigt es sowohl Wunden als auch Sanftheit, wie wir Menschen.